Akalkulie

Akalkulien sind Störungen im Umgang mit Zahlen und beim Rechnen (Ardila & Rosselli, 2002, Grafman & Rickard, 1997), die als Folge einer Hirnschädigung bei Erwachsenen auftreten können.

Es können sich folgende Störungen zeigen (Willmes-von Hinckeldey, 2006):

  1. Störungen des Transkodierens (Verstehen, Schreiben und (lautes) Lesen von Zahlen
  2. Störungen der quantitativen Größenrepräsentation (mentale Verarbeitung von numerischen Quantitäten, wie z.B. beim numerischen Größenvergleich)
  3. Störungen der Verarbeitung von Rechenzeichen
  4. Störungen der (mündlichen/schriftlichen) Rechenfähigkeit

Zur Diagnostik von Akalkulien, die begleitend zu Aphasien auftreten, kann das Aiblinger Akalkulkie Screening genutzt werden (Keller & Maser, 2004).

Eine Behandlung der Akalkulie sollte erfolgen, wenn der Patient in einen Beruf zurückkehren möchte oder einen neuen Beruf erlernen soll, bei dem der Umgang mit Zahlen und Rechnen erforderlich sind. Zudem sollte die Akalkulie behandelt werden, wenn die Störungen Fähigkeiten betreffen, ohne die ein selbständiges Alltagsleben nicht mehr möglich ist, wie z. B. der Umgang mit Geld oder das Uhrablesen. Entscheidend ist, dass ein gezieltes Üben von Aufgaben stattfindet, bei denen der Patient Schwierigkeiten hat, und kein „gemischtes Rechenprogramm“ angeboten wird (Cramon & Zihl, 1988).

Neben der Behandlung grundlegender Fähigkeiten des Lesens und Schreibens von Zahlen, des Erkennens von Rechenzeichen und einfacher Rechenoperationen, sollte aber auch die alltagsorientierte Umsetzung einen Schwerpunkt der Behandlung darstellen. Alltagsorientierte Aufgaben stellen im Sinne der ICF einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe dar (Lauer, 2011). Das Training alltagsorientierter Aufgaben, wie z. B. das Lesen von Uhrzeiten und der Umgang mit Geld, kann durch neu zur Verfügung stehende iPad-Apps oder andere Programme ergänzt werden. Beispiele hierfür sind:

Eine Übersicht zu einsetzbaren Apps befindet sich in der Tabelle Apps für Akalkulie.

Übungsordner

Literatur

Ardila, A. & Rosselli, M. (2002). Acalculia and dyscalculia. Neuropsychological Review 12: 179-231.

Cramon, von D. & Zihl, J. (1988). Neuropsychologische Rehabilitation. Heidelberg: Springer.

Grafman, J. & Rickard, T. (1997). Acalculia. In: Feinberg T. E. & Farah M. J. (Eds.). Behavioral neurology and neuropsychology. New York: McGraw-Hill, 219–225.

Keller, I. & Maser, I. (2004). Aiblinger Akalkulie Screening AAS. Hofheim: NAT-Verlag.

Lauer, N. (2011). Alltagsorientierter Umgang mit Zahlen. Eine Übungssammlung für Menschen mit neurologisch bedingten Problemen bei Zahlenverarbeitung und Rechnen. Köln: ProLog.

Willmes-von Hinckeldey, K. (2006). Akalkulie. In: Karnath, H.-O., Hartje, W. & Ziegler, W. (Hrsg.). Kognitive Neurologie. Stuttgart: Thieme.